Ein Fest und ein Anschlag


© Schreibergilde der Drachenritter.

Die Autoren in der Reihenfolge ihrer Erscheinung:

Asininer Assassine, Gangrel, Arathas, Cusach (Yerho), Khisant, Takina der Gobbo, Horstos, Zeiram, Jerron, Ulrike, ManOfShei, Teria, Dreibuchstaben, Silvana, KeyKeeper, Labiler Leichenfledderer


Kapitel 2: Ein Anschlag

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"Puh", murmelte der Asinine Assassine und lehnte sich in einer Seitengasse an die schwarze Wand der Pechzinne der instabilen Gravitation. "Ich verlange eine Gehaltserhöhung. Wildgewordene Echsen und Amazonen, mir reicht's. Aber immer hin haben wir das hier!" Er schwenkte KeyKeepers Schlüsselbund. "Damit kommen wir nicht nur hier in der Burg überall rein, sondern auch durch die Weltentore! Wir können überall Tod und Verderben bringen!"

"Geil", sagte der Atonale Attentäter begeistert.

"Und nächstes Mal stehle ich eine von den Kutten, nicht so ein blödes blaues Kleid."

"Stand dir aber gut", sagte der Atonale Attentäter.

"Und ich töte sie alle!!"

"Na klar", sagte der Atonale Attentäter. "Wobei mir einfällt: wen wollten wir denn hier noch mal töten? Außer dem Schlüsselwächter, natürlich."

"Wen? Das ist doch klar: ALLE!!! Es wird Zeit, dass wir unsere Super-Geheimwaffe einsetzen!"

"Hä? Aber ich hab doch schon DEN TON gesungen..."

Der Asinine Assassine grinste tückisch. "Lass dich überraschen." Er drehte sich um und musterte die Pechzinne. "Der Turm hier sieht so eklig aus, dass ich glaube, ich werde ihn als erstes in die Luft sprengen. Komm." Er stieß sich von der Wand ab und marschierte auf das Eingangstor zu, wobei er die Tatsache ignorierte, dass er praktisch nackt war.

Der Atonale Attentäter runzelte die Stirn. "WOMIT willst du ihn denn in die Luft sprengen? Wo ist denn die Super-Geheimwaffe? Die hast du doch gar nicht?"

Der Asinine Assassine drehte sich zu ihm um und grinste wieder. "Ich nicht, nein. Aber du!" Und mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen drehte er sich um und wanderte zum Tor.

Silvana stand aufrecht und unbeweglich da und starrte die Mauer des Burghofs an, hinter der die beiden Attentäter verschwunden waren. Verärgert über ihr beschädigtes Kleid hopste Lady Ulrike neben ihr auf und ab.

"Diese miesen Typen, das war mein Allerschönstes! Sieh nur, wie ich aussehe!"

"Sie haben die Geheimwaffe. Ich kann es spüren." Die Wallonin bewegte sich nicht. Im Licht der Sonne funkelte die ellenlange Klinge ihres Speeres.

"Geheimwaffe? Wovon sprichst du? Warst du wieder beim Orakel?" Lady Ulrike sah die Freundin überrascht an. Es war nicht das erste Mal, dass die Kriegerin Übles voraussagte. Sie sprach oft mit dem Orakel der Wallonen, das den Drachen geweiht war. Lady Ulrike wusste davon. Silvana war als Tochter der Wallonenkönigin ein ideales Medium für die Ahnungen der Drachen. Deshalb war sie eine der wenigen, die ihre Heiligen Steine tragen und die Kraft der Drachen nutzen durfte.

"Deshalb bin ich hier. Ich brauche den Magier. Nur er kann die Geheimwaffe bannen. Es ist nicht im Sinne der Drachen einzugreifen, aber wenn jemand die Drachenritter angreifen und vernichten will, sind sie gewillt zu warnen." Kühle blaue Augen wandten sich nach Lady Ulrike um. "Wo also ist der Magier, nach dem ich suche. Es ist nicht mehr viel Zeit!"

"Ich nehme an, Ihr meint ManOfShei", mischte sich nun Yerho ein, der das Gespräch belauscht hatte. "Ich kann kaum glauben, was Ihr das sagt. Aber die Steine an Eurem Hals, Mylady, sie sprechen die Wahrheit, das kann ich spüren. Wenn die Drachenritter in Gefahr sind, muss etwas unternommen werden."

Nun mischte sich auch Jerron ein. "Blödsinn. Wenn dem so wäre, müsste ich es sehen!" Unwillig fuchtelte er mit den Armen durch die Luft und funkelte Silvana boshaft an. "Hexe!"

"Euer Auge ist getrübt, Seher", beantwortete Silvana den Vorwurf mit eisiger Stimme. "Der Attentäter hat Eure Sinne benebelt, Ihr wisst es nur noch nicht. Sein Ansinnen ist stärker als Ihr bisher angenommen habt."

"Hört endlich auf zu streiten! Wenn Silvana recht hat, müssen wir handeln!", warf sich Yerho wieder einmal dazwischen. "Das gibt's doch nicht. Seit die Kriegerin da ist, fliegen hier nur noch die Fetzen. Da ist mir ja der 101. Ritter noch lieber."

Unsanft packte er die Wallonin am Arm und schleifte sie hinter sich her.

"Geheimwaffe?" murmelte der Atonale Attentäter und klopfte seine Taschen ab. "Ich? Wo denn? Ist ja gar nicht wahr..." Er holte einen alten Kaugummi aus der Tasche und musterte ihn misstrauisch. "Also gut, Cinnamon-Garlic-Fresh ist nicht jedermanns Sache, aber deswegen gleich ausfallend zu werden..."

"Halt schon die Klappe", herrschte der Asinine Assassine ihn an. "Wo ist diese verdammte Tür? Ah da." Er marschierte zur Tür und riss sie auf, dann marschierte er schwungvoll hinein und blieb verdutzt stehen, als er statt der erwarteten hohen, steilen Wendeltreppe einen langen, geraden Flur voller Türen vor sich sah. "..... Moment mal."

"Was denn?" Der Atonale Attentäter rempelte ihn von hinten an. "Geh schon! Ich hab das verrückte Mannweib gesehen, die kommt hierher!"

"Na toll", sagte der Asinine Assassine gereizt. "Nicht genug damit, dass wir hier bis auf Seite 2 abgerutscht sind, weil keiner mehr was schreibt, jetzt ist auch dieses Weib die einzige, die uns verfolgt. Da verliert man ja jeden Spaß an Massenmorden."

"Egal, nur weg hier!" Der Atonale Attentäter rannte schon durch den Gang. Nur merkwürdigerweise nicht am Boden entlang, sondern kopfüber an der Decke.

Jerron starrte die Wand an. Langsam kam er wieder zu sich. Er schüttelte sich ein Pfund Erbsenkompott aus dem Ohr und versuchte sich zu erinnern.

Irgendwie hatte er das Gefühl, als sei ziemlich viel Zeit verstrichen. Er fand sich alleine mit einer schlapp herumliegenden Kutte voll mit der Schlüsselwächterin auf dem durchnässten Burghof wieder, aus den Augenwinkeln konnte er noch sehen, wie eine blaue Echse die lautstark protestierende Kriegerin hinter sich her in Richtung der Magierakademie schleifte.

In der entgegengesetzten Richtung sah er einen halbnackten Attentäter vorsichtig in die Pechzinne der instabilen Gravitation eintreten.

"Hihi", lachte er sich ins Fäustchen "und so hat sich dieses Problem bald von alleine erledigt, wenn die beiden Sir Arathas bei seinem nächtlichen Zwischenimbiss stören, werden sie nicht mehr viel zu lachen haben, hihihi..."

Er hob die Schlüsselwächterin auf, warf sie sich über die Schulter und stapfte auf die Pechzinne zu. "Und deinen Schlüsselbund holen wir uns auch noch zurück, meine Teuerste", murmelte er beruhigend. Doch in sein Gefühl der Euphorie mischten sich leise Zweifel. Er hatte doch vorhin in seiner Vision etwas wichtiges gesehen, wenn er sich nur daran erinnern könnte, was...

"Ärch", machte die Schlüsselwächterin, reiherte aus vollstem Halse, so dass sich eine Kotzespur hinter dem Seher herzog und stöhnte dann nur "Schlüsselbund! ... Bloß... Nicht... Aufschließen!"

Die beiden Schurken schlichen den langen Gang entlang und hielten dabei immer wieder an, um zu lauschen. Es konnte doch nicht sein, dass überhaupt niemand ihnen folgte? Hatten sie endlich einmal Glück?

Sie rüttelten an ein paar Türen, doch die waren alle verschlossen.

"Pst!" sagte der Atonale Attentäter plötzlich, und beide erstarrten.

"Was denn?" wisperte der Asinine Assassine nervös.

"Ich mein, ich hätte da etwas gehört..."

Sie lauschten. Da war es wieder. Ein Platschen hinter einer der Türen, und dazu eine Stimme, die lauthals sang... glücklicherweise wurde der infernalische Lärm durch die Türen gedämpft. "Heute dieses Baaaaahaaaahaaaad, und morgen dann die Wääääähääääähääääält..."

Die Schurken starrten einander an. "Da gehen wir NICHT rein", murmelte der Asinine Assassine schreckensbleich. "Wer weiß, was das für ein Monster ist. Komm schon."

Sie schlichen weiter und blieben endlich vor einer der hintersten Türen stehen. "Hier", sagte der Asinine Assassine. "Jetzt müssten wir eigentlich hoch genug... äh... weit genug... was auch immer... sein. Mach auf!"

"Ich?"

"Ja sicher!"

"Aber du hast doch den Schlüsselbund!"

"Wie?" Der Asinine Assassine blinzelte und schaute auf seine Hand, in der tatsächlich dieser Schlüsselbund lag. Er lachte etwas gezwungen. "Ich wollte nur sehen, ob du aufpasst... äh... ich mach ja schon." Er probierte mehrere Schlüssel aus. Einer passte, ein großes klobiges Ungetüm. Der Assassine schob ihn ins Schloss.

Unten im Hof hatte Jerron ganz plötzlich eine schreckliche Vision. Er fuhr zusammen und schrie so laut, dass selbst die Schlüsselwächterin mit dem Reihern aufhörte: "NICHT AUFSCHLIESSEN!!!!"

Aber es war schon zu spät. Der Asinine Assassine öffnete die Tür.

Eine Sekunde später hatte sich die gesamte in dieser Kammer eingesperrte abnormale Gravitation über dem gesamten Burggelände verteilt, und die beiden Schurken hingen gleichzeitig an der Decke, dem Fußboden und den Seitenwänden der Pechzinne und schrieen um Hilfe. Nur konnte die ihnen gerade keiner bringen, da auch sämtliche Ritter ganz plötzlich gegen die wildgewordene Schwerkraft kämpften...

Die Schlüsselwächterin glitt Jerron von der Schulter. Verzweifelt klammerte er sich an ihr fest, als die wildgewordene Gravitation die beiden nach vorne, nein hinten ... äh ... unten ... ach egal, irgendwohin schleuderte.

Fürsorglich barg er ihren Kopf in seinen Armen und schützte ihn vor entgegenkommenden Hausvorsprüngen. Die Augen der Schlüsselhüterin glommen flackernd in einem kränklichen Hellgrün.

"Oha, Ihr seht aber gar nicht gut aus, meine Liebe", stammelte er noch, bevor ihn ein Gefühl überkam, das man in einer anderen Zeit und einer anderen Welt vielleicht Raumfahrerkrankheit nennen würde. Jetzt musste er auch kotzen.

"Man sollte schon wissen... welche Türen man... öffnet und welche... nicht", röchelte die Schlüsselwächterin, "Ich weiß schon... warum ich den Schlüsselbund normal...erweise nicht aus der ... Hand gebe."

Labiler Leichenfledderer vor den Toren der Burg:

"Und du bist wirklich sicher, dass wir uns heute hier melden sollten?"

Eine gebeugte, korpulente Gestalt ächzt genervt, wedelt mit einem Pergament vor der Nase des Fragers herum. Die schlaksige Gestalt fischt nach dem wedelnden Blatt und versucht es zu entziffern. "Ja, Ort und Zeit stimmen anscheinend, war ja klar, dass die beiden Trottel Verstärkung benötigen würden. Einen so wichtigen Auftrag übergibt man doch bitte nicht diesen beiden!!!" Ehrliche Entrüstung gepaart mit einer Prise Neid schwingt in seiner Stimme mit.

"Na, hoffentlich gibt es da drinnen auch schön viele Leichen zu fleddern, oder was meinst du, Maulfauler Meuchelmörder?" Der Angesprochene verdreht seufzend die Augen und lässt ein schweres Bündel von seiner Schulter.

"Ich frage mich nur, warum hier steht, dass wir uns Bleiplatten in die Stiefel stecken und weiterhin Saugnäpfe an die Sohlen schrauben sollen..." Der Labile Leichenfledderer mustert die merkwürdigen Ausrüstungsgegenstände noch lange Zeit, bis er bemerkt, dass sein maulfauler Kollege bereits fast in der Burg ist - allerdings fällt ihm auch auf, dass dieser zuvor mühelos die Wand senkrecht hinaufgeschlendert war...

Nicht weit entfernt klebte Silvana an der Decke eines Treppenaufgangs Bauch an Bauch an Yerho, der sich redlich bemühte, ihr nicht in die Augen zu sehen.

"Mylady", schnaufte er, "ich fürchte, wir sind uns näher als wir das wollen."

Mit verkniffenem Gesichtsausdruck sah sie ihn an. Rasch stieß sie sich mit der Rechten von der Wand ab, drehte sich im seltsam veränderten Gravitationsfeld um die eigene Achse und landete nun verkehrtherum neben der Echse wieder an der Decke.

Ihr Blick fiel ins Freie, wo sie gerade noch Jerron wahrnehmen konnte, der mit einer schwarzen Kutte im Arm dem Himmel entgegenschwebte.

Ein komisches Gefühl schlich sich in ihre Bauchgegend. Nicht nur, dass sie hilflos neben einem grüngeschuppten Wesen hing - sie hatte einen Traum gehabt, und fühlte sich deswegen äußerst beunruhigt.

Sie wusste nicht mehr, war es Vergangenheit, oder sah sie die Zukunft, sie wusste nur, dass sie sich darin keinesfalls beliebt gemacht hatte.

Sie war wie ein Drache im Kristallgebirge durch eine Burg getrampelt und hatte nicht gezögert, die Bewohner allesamt aufzumischen und gegen sich einzunehmen. Das hatte sie nun von ihren Rundumschlägen. Man konnte sie nicht leiden, und das war ihr eigener Verdienst.

Der Seher hatte ihr ganz deutlich gezeigt, was er von ihr hielt. Solange sie niemand durchschauen konnte, stellte sie eine Gefahr dar - vor allem für sich selbst.

Aber so war das nun einmal - die furchtbaren Dinge, die ihr einst angetan wurden, saßen tief. Das war auch der einzige Grund, warum sie eine Kriegerin geworden war. Niemals wieder wollte sie hilflos sein. Aber sie fühlte sich schlecht dabei. So wie jetzt gerade.

"Sir Yerho, ich weiß zwar nicht, wie es Euch geht, aber ich hätte das Bedürfnis mich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Wie kann man diesen Zustand beenden?"

Sie stemmte sich mit aller Kraft hoch und stand kopfüber - von oben noch unten also - neben der Echse, die wie ausgebreitet im Treppenaufgang schwebte. "Sagt mir, was ich tun kann, und ich tue es. Jetzt und sofort!"

Yerho (nach wie vor keine Echse, nicht geschuppt und ganz sicher nicht grün *g*) war sich der Peinlichkeit der zuvorigen Situation nicht wirklich bewusst ... Was man von der neuen Forderung nicht sagen konnte. Beinahe wünschte er sich, ihm würde wenigstens ein bisschen schlecht werden, um seine Ratlosigkeit darauf abwälzen zu können, aber leider hatte Mutter Natur für seine Erscheinung kein Schwindelgefühl vorgesehen. Er hielt es für eine gute Idee, es vorerst Silvana gleichzutun und lediglich die Fußsohlen an die Decke zu heften. Sein prüfendes Scharren hinterließ kleine Kratzer in der Decke.

"Es scheint, dass wir uns frei bewegen können, auch wenn unsere Ausrichtung nicht stimmt", meinte er schließlich. "Ich schlage vor, wir suchen nach jemanden, der das hier beenden kann und ... Äh, ja, wir sollten dabei Räume mit hoher Decke meiden. Nur für den Fall, dass die Wirkung dieses Phänomens plötzlich nachlässt."

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