Ein Fest und ein Anschlag


© Schreibergilde der Drachenritter.

Die Autoren in der Reihenfolge ihrer Erscheinung:

Asininer Assassine, Gangrel, Arathas, Cusach (Yerho), Khisant, Takina der Gobbo, Horstos, Zeiram, Jerron, Ulrike, ManOfShei, Teria, Dreibuchstaben, Silvana, KeyKeeper, Labiler Leichenfledderer


Kapitel 2: Ein Anschlag

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Ruckartig erhob sich Zeiram. Mit einem lauten Knall machte sein Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte. "Verdammt", flucht er, "schön blöd wenn man sich zum Ausruhen unter dem Tisch niederlässt". Etwas unsicher kroch Zeiram unter dem Tisch hervor und stand auf. Besser gesagt, er versuchte es. Etwas wackelig auf den Beinen schaffte er es aber dennoch. "Oh man, ich sollte nicht so viel von dem Gesöff hier trinken. Das war vielleicht ein Fest!", murmelete Zeiram," aber wo sind all die anderen hin?"

Zeiram blickte durch den Raum. Wer saß denn dort an der Tafel und schob eifrig die feinen Mahlzeiten in sich hinein? Irgendwie war Zeiram diese Person unbekannt. Und was war das für ein Tumult ausserhalb des Saales?

Mühsam öffnete Jerron seine Augen und fand sich in einer äußerst ungemütlichen Lage wieder: Ungefähr in 100 Schritt Entfernung sah er seine Füße in unnatürlichem Winkel emporragen, ein grelles Licht schien durch eine halbrunde Öffnung und sein Kopf schien in einer schmerzhaften Position unter seinen Schultern eingeklemmt zu sein. Außerdem war es ihm hier entschieden zu feucht!

Er machte zaghafte Bewegungen mit den ihm unendlich weit fort scheinenden Beinen und spürte, wie sich die Welt um ihn drehte, als er schließlich umkippte und mit einem lauten Krachen auf dem Boden zerschellte. Nein, das Weinfaß, in das ihn ein Drachenritterkollege, an den er sich alle Götter seien verflucht leider nicht mehr erinnern konnte, vor etlichen Jahren gestopft zu haben schien, zerbarst um ihn herum und Jerron krabbelte aus den Faßtrümmern hervor, wrang seine ehemals weiße Kutte aus und schwor sich zum wiederholten Male, endlich mit dieser allabendlichen Sauferei aufzuhören!

Da plötzlich fiel ihm ein, wieso er überhaupt aufgewacht war: Eine dieser lästigen Visionen hatte ihn wieder geplagt. Widerliche schwarze Spinnen hatte er gesehen, die über die Wände der Ordensburg krabbelten und die Gemächer des DRACHENMEISTERS überrannten, während außen eine wahre Sintflut den Burghof unter Wasser setzte.

Etwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung! Er mußte unbedingt den DRACHENMEISTER warnen!

Mühsam zog er sich an der nächstbesten Tischplatte hoch und torkelte gen Hallenausgang, nicht ohne unterwegs mehrmals über im Weg liegende Schemel und Bänke zu stolpern und wiederholt Bekanntschaft mit dem absolut nachlässig gefegten Fußboden zu schließen.

Plitscher, plätscher. Ein heiteres kleines Rinnsal suchte sich seinen Weg zwischen den Ritzen und Fugen der Ritterlatrine hindurch, an den Füßen des Asininen Assassinen und des betrunkenen Drachenritters vorbei. Der Drachenritter glotzte das Wasser an und blickte dann mit schmerzlich verzerrtem Gesicht auf. "Oh. Tschuldigung. Ich wußte nicht, daß es SO dringend war."

Der Asinine Assassine wurde knallrot hinter seinem schwarzen Tuch, überlegte blitzschnell, und dann schraubte er seine Stimme rund drei Oktaven höher und kreischte: "Hinaus, Ihr Unhold!!"

Der Drachenritter hob die Hände und stammelte eine weitere Entschuldigung, hörte aber schlagartig damit auf, als ihm von hinten ein Totschläger auf den Kopf krachte. Der Asinine Assassine fing ihn auf und legte ihn dekorativ auf den Boden. Der Atonale Attentäter grinste ihn an und klopfte liebevoll auf seinen Totschläger.

"Beweg deinen Arsch, du Idiot", sagte der Asinine Assassine. "Wir haben heute nacht noch drei Morde zu erledigen, und ich HASSE es, wenn ich wegen der Arbeit zu spät zum Frühstück in der Assassinengilde komme."

"Aber was machen wir mit dem da? Wenn er liegenbleibt, ertrinkt er."

Der Asinine Assassine verdrehte bloß die Augen und stapfte an seinem Kumpan vorbei. Sie verließen die Latrine. Hinter ihnen sprudelte der Springquell fröhlich weiter einen breiten Wasserstrahl auf den Boden, wo das Wasser schon eine Handbreit hoch stand.

Mühsam rappelte sich Jerron zum wiederholten mal hoch und schwankte an den ebenfalls nicht mehr sehr adrett aussehenden Zeiram.

"Wasnhierlos?" lallte Jerron. "Wosindndieallehin? Un... unwasollndieserkrach? Abbahalt, waddema, ischmusndrachnmeissa waaaaaaarn, wiasiningefaaah!"

Pflichtschuldigst wollte er gerade aus der Halle torkeln, als sein gertübter Blick auf einen unbekannten Kerl fiel, der sich an den Resten des Buffets labte. Irgendwoher schien er ihm bekannt vorzukommen, vage erinnerte er sich daran, diesen Kerl schon mal in seiner Kristallkugel gesehen zu haben, allerdings zusammen mit einem blonden Jüngling und einer Horde flauschiger Kätzchen. Aber egal, er hatte wichtigeres zu tun. Herrisch trug er Zeiram auf, sich um den Gast zu kümmern, bevor er sich auf den Weg machte. Doch zuerst drängte es ihn, einmal kurz die Latrinen aufzusuchen. Dieses Geträume von plätschernden Wassermassen war ihm neben dem Herumgeliegen in kaltem Wein und den 16 Maß Bier irgendwie auf die Blase geschlagen.

Rülpsend stand Horstos auf. Es war kühl geworden im Burghof, der Drache war verschwunden und es schien anzufangen zu regnen. Zumindest plätscherte es schon irgendwo die Burgmauer runter. Horstos kippte noch ein Krug Wein und kletterte über das den Eingang versperrende Fass in den Rittersaal, um gleich über den ersten betrunkenen Ritter zu stolpern, dessen Beine unter dem Tisch hervorragten.

"Hmm, gute Idee eigentlich: So'n kleines Verdauungsschläfchen...", dies sind seine Gedanken, als sich Horstos auf die samtbezogene, gepolsterte Bank ausstreckt. "mmm... muss mich ja nich gleich dem Niveau hier anpassen..." Erst ist ein zufriedenes Grunzen zu hören, dann ein Rumpeln und ein "Grrmmmpflll!". Doch Horstos (nun neben der Bank liegend) hört man kurze Zeit später wieder schnarchen.

Indes erreichte Lady Ulrike den Gang, der zu den Latrinen führte. Aber was mußte sie da entdecken?

"Heda! Was zum Henker machst Du mit MEINEM Kleid?" brüllte sie außer sich vor Wut, als sie zwei Gestalten erblickte, die vor ihr den Gang herunterschlichen. Dieses Kleid hatte sie sich extra anfertigen lassen und nun kam einfach jemand daher und zog es an.

Die vermummte Gestalt in ihrem Kleid blickte sich erschrocken um, stieß ihrem Begleiter in die Rippen und hastete dann eiligst weiter den Gang entlang.

"Oh nein! So einfach geht das nicht! Halt!!! Diebe!!!" schrie Lady Ulrike. Sie griff beherzt nach einem in der Ecke stehenden Besen und nahm die Verfolgung der beiden auf.

Yerho, dessen Geruchssinn in Latrinen-Nähe erneut einen schweren Rückschlag erlitten hatte, hörte das Geschrei und blickte um die Ecke, hinter welcher der Lärm hervorzudringen schien.

Nur mit knapper Not konnte er einem Besenhieb entgehen, der ihn beinahe um eine Schnauzenlänge kürzer gemacht hätte.

"Kann ich euch irgendwie helfen, Mylady", fragte er höflich, bevor die streitbare Dame vor ihm auf den Gedanken kam, ihn vorsichtshalber doch noch niederzuschlagen.

"Ja, das ist doch schon gleich viel besser", dachte Jerron, als er aus der Halle trat und die frische Nachtluft seine weindunstumnebelte Nase traf. Sogleich fühlte er sich um etliche Grade wacher als vorher. Sogleich schritt er schnurstracks, nur unterbrochen von ein paar Schwankern und Spolperern, auf direktem Wege, na ja ein bis fünf mal verlief er sich, auf den Weg zur Latrine.

Irgendwie mußte er doch noch nicht ganz nüchtern sein, denn wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Lady Ulrike vor ihm auf und rannte ihn über den Haufen. Die Lady hatte er sofort an ihrem Kleid erkannt, hatte er ihr doch prophezeit, daß sie dereinst in genau diesem Kleid ihren Traummann kennenlernen würde. anscheinend war es jetzt so weit, denn eine ihm unbekannte männliche Gestalt war Hand in Hand mit ihr durch den Gang gelaufen. Die beiden hatten es ziemlich eilig, sich wieder hochzurappeln und verschwanden hastig und grußlos den Gang hinunter.

"Stellt keine Schweinereien an, ihr zwei Turteltäubchen! Tut nichts, was ihr hinterher bereuen müßt" brüllte Jerron den beiden noch hinterher, bevor er sich an der praktischerweise dort vorhandenen Wand emporhangelte und seinen Weg zur Latrine fortsetzte.

Doch was war das?! Seine Vision schien sich zu bewahrheiten! Da war eindeutig eine Doppelgängerin Lady Ulrikes dabei, dem ehrenwerten Drachenritter Yerho einen Besen ins Maul zu stopfen!!!

Beherzt fummelte er in seiner Kutte nach seinem Rapier, bis ihm einfiel, daß selbiges sich noch als Bratspieß entfremdet in der Halle befand. Egal, wenn Not am Manne, bzw. am geschuppten Dingsbums ist, muß man halt mit der Gewalt roher Fäuste zu Felde ziehen!!! Und Jerron stürzte laut brüllend auf die verräterische Doppelgängerin Lady Ulrikes los...

Doch Lady Ulrike war nicht in der Stimmung, sich mit ihren Drachenritterkumpanen zu raufen. Sie trat einen Schritt zur Seite und der brüllende Jerron taumelte an ihr vorbei, stolperte in die Latrine, um kurz darauf auf den patschnassen Fliesen auszurutschen.

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