Ein Fest und ein Anschlag


© Schreibergilde der Drachenritter.

Die Autoren in der Reihenfolge ihrer Erscheinung:

Asininer Assassine, Gangrel, Arathas, Cusach (Yerho), Khisant, Takina der Gobbo, Horstos, Zeiram, Jerron, Ulrike, ManOfShei, Teria, Dreibuchstaben, Silvana, KeyKeeper, Labiler Leichenfledderer


Kapitel 2: Ein Anschlag

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"KLATUBERATA", intonierte der Asinine Assassine. "HOKUSPOKUS FITZLIBUTZLI nun dreh dich endlich um, du Idiot, und nimm den Hintern aus dem Kamin!"

"Nein", sagte der Atonale Attentäter störrisch.

"SESAMÖFFNEDICH ENDEDERWELT äh wenn du den Hintern weiter in den Kamin hältst, kann ich den Dämon nicht kontrollieren!"

"Ist mir egal", trotzte der Atonale Attentäter. "Kannst du sowieso nicht. Du bist ein Versager. Sogar den Schlüsselbund hast du verloren -" Er fühlte ein merkwürdiges Prickeln an der Körperstelle, die er verzweifelt außer Reichweite des Asininen Assassinen hielt, und redete genauso verzweifelt weiter, um ihn abzulenken. "- und außer deiner Unterhose hast du überhaupt nichts mehr an, und du siehst scheiße aus. Kein Wunder, dass der Namenlose Assassine Verstärkung geschickt hat."

"GARGANTUA HOKUSPOKUS SIMSALAwas für eine Verstärkung?!?"

"Guck mal da raus", sagte der Atonale Attentäter und zeigte zum Fenster. Der Asinine Assassine lief die Wand endlang, hangelte sich geschickt an einem Vorhang hoch und guckte aus dem Fenster. Er sah einen Haufen Drachenritter, Raben, Drachenfliegen, Kotze, Gobbos, einen Labilen Leichenfledderer und einen Maulfaulen Meuchler. Alle kamen mehr oder weniger zielstrebig auf die Pechzinne der Instabilen Gravitation zu.

Er blinzelte. Der Maulfaule Meuchler guckte nach unten, sah ihn und winkte ihm zu - zumindest hoffte der Asinine Assassine, dass diese ruckartige Fingerbewegung an der Kehle vorbei ein freundliches Winken war. Der Labile Leichenfledderer fledderte hier und da ein bisschen herum und hatte ihn noch nicht bemerkt.

Er wich vom Fenster zurück, verlor das Gleichgewicht und krachte gegen die Decke. Das tat einen Moment später auch der Atonale Attentäter, der sofort versuchte, sich aufzurappeln und seine Kehrseite außer Reichweite zu bringen. Aber es war schon zu spät.

"Ha!" schrie der Asinine Assassine triumphierend. "UND TÜR AUF!!!"

Und mit einem hässlichen, unheilverkündenden Geräusch fuhr ein Dämon heraus, zischte ab in den Kamin und kam am anderen Ende wieder heraus. Frei und unkontrolliert.

Der Himmel wurde schwarz.

Der Himmel wurde gleich darauf wieder blau, als sich die Rußwolke aus dem Schornstein entlang verquerer Schwerkraftlinien verflüchtete.

Cusachs Suche nach jemanden, der das derzeitige Chaos meistern konnte, hatte ihn mit untrüglicher Sicherheit zu einem Kamin geführt. Den Kopf nachdenklich schräg gelegt, lauschte er den verzerrten Stimmen, die durch den Schlot nach unten drangen. Er konnte sich aus dem offenbar recht heftig geführten Streit keinen Reim machen ... Jedenfalls nicht, bevor etwas Undefinierbares mit unglaublicher Geschwindigkeit aus dem Kamin und knapp an ihm vorbei schoss, von der gegenüberliegenden Wand abprallte und mit beängstigender Präzision durch eines der schmalen Fenster nach draußen verschwand.

Er verzichtete auf eine Verfolgung und stützte sich mit den Arm gegen den Kamin. Während er darüber nachdachte, welche Kreatur jetzt zusätzlich dabei war, Unruhe in der Burg zu stiften, ritzten seine Klauen verwirrende Muster in den Stein. - "Hm", meinte er und hielt das für eine überaus passende Aussage zum jüngsten Vorgang.

"Hm." Silvana sah dem rußgeschwärzten Etwas hinterher, das quer über den Burghof schoss. "Da haben wir's. Weil hier niemand auf mich hört. Wie wollen die Drachenritter ohne einen Magier einen Dämon aufhalten?"

"Dämon? Was für einen Dämon?" Lady Ulrike war purpurrot im Gesicht, weil sie noch immer kopfüber an der Decke standen. "Ich habe soviel Blut im Kopf, ich kann kaum denken. Das tut echt weh!">

"Hm", machte die Wallonin noch ein Mal. "Urded!"

In flottem Zickzackflug flatterte die Drachenfliege herbei. "Ja, ja, was ist los ... ist los ... ist?"

"Dreh die Gravitation herum?"

"Hä?"

Silvana verdrehte die Augen. "Du bist ein Abkömmling der Drachen. Auch wenn du nur ein Bote bist, hast du magische Fähigkeiten. Also, dreh jetzt sofort die Gravitation rund um uns herum, sonst werde ich ein klein wenig ungehalten."

Ihr Blick ging Urded durch Schlangenleib und Drachenseele.

Wie ein Wirbelwind begann er in rasender Geschwindigkeit um die beiden Frauen herumzuschwirren, immer schneller und schneller, bis er nur noch ein bunter Streifen in der Luft war. Es dauerte nur Sekunden, dann verlor Lady Ulrike den Halt und stürzte kopfüber dem Boden entgegen. Nur Silvanas raschem Zupacken war es zu verdanken, dass sie nicht mit dem Kopf aufprallte. Unsanft fiel sie gegen die Wallonin, die ihren Speer in eine Mauerritze stieß und sich an ihm festkrallte, um nicht die Stufen nach unten zu poltern.

Eine seltsam flirrende Aura umgab die beiden Frauen, als Urded endlich inne hielt. "Hält nicht lange ... lange nicht."

"Schon gut, Urded, das muss reichen."

Trotzdem spürten die beiden den leichten Auftrieb der verschobenen Gravitation noch immer, und sie hatten das Gefühl eher über den Boden zu schweben denn zu gehen.

"He, das ist aber lustig", fand Lady Ulrike. Weiter kam sie in ihren Betrachtungen nicht, denn Silvana packte sie am Arm und schleifte sie hinter sich her.

"Wo ist diese Echse, die keine ist? In dieser Burg ist aber auch einiges im Argen, kann ich dir sagen. Niemand scheint hier der zu sein, der er vorgibt zu sein."

"Na, du machst da ja keine Ausnahme", verteidigte Lady Ulrike die Drachenritter sofort.

"Das steht hier nicht zur Debatte." Zielstrebig ging die Kriegerin auf den Teil der Burg zu, wohin der Dämon verschwunden war.

"Wo gehst du hin?" Lady Ulrike wurde allmählich mulmig zumute.

"Einer Kreatur des Bösen den Garaus machen, was dachtest du?"

"Bist du übergeschnappt?" Wild begann sich die Lady gegen die Wallonin zu wehren. "Ich würde gern hier bleiben und friedlich an der Decke kleben."

Zu voller Größe aufgerichtet stapfte Silvana über den Burghof. "Ich habe die Kraft der Drachen. Was soll also schiefgehen?"

"Du meine Güte, ich glaube mir wird schlecht."

Eine kurze Zusammenfassung.

Silvana, Lady Ulrike und Urded verfolgten den Dämon, der wie eine abgeschossene Feuerwerksrakete durch die Gänge der Burg zischte. Cusach lehnte dekorativ am Kamin, unterhalb dessen sich die beiden Attentäter zankten. Die beiden anderen Attentäter robbten irgendwo an einer Mauer entlang, was sehr stylish aussah. Jerron und KeyKeeper lagen malerisch übereinander drapiert auf dem Burghof. Teria klebte in ihrer Nähe an der Wand, auf ihrem Kopf saß ein Rabe und putzte sein Gefieder. In einem ganz anderen Winkel der Burg lief Takina mit dem Schlüsselbund in der Hand zielstrebig durch einen Gang, um Unfug zu machen, während DtK ihm klirrend und scheppernd folgte, um aus dem harmlosen Unfug ein schreckliches Unheil zu machen und anschließend nach Möglichkeit die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Teria klaubte sich behutsam den Raben aus der Frisur. Leise sagte sie etwas, das ihrem Gesichtsausdruck nach eine Drohung war; Cusach verstand jedoch nur die Worte "Drachen", "rupfen" und "Küche". Der Rabe hörte ihr aufmerksam zu und hackte ihr dann in die Hand. Sie zog die Hand rasch zurück, und der Rabe fiel zunächst senkrecht nach links, fing sich dann und flatterte kopfüber auf die Pechzinne zu. Jerron und KeyKeeper sortierten ihre Gliedmaßen auseinander und kletterten zu Teria hin.

"Alles in Ordnung?" fragte Teria.

"Na sicher", sagte KeyKeeper spitz. "Außer, dass mich dieser abartige Ton fast umgebracht hat und ich immer noch klatschnass bin, ist mein Schlüsselbund weg, und wir können die Gravitation nicht wieder einsperren. Und dann ist da noch dieser Dämon. Klar, alles in schönster Ordnung!"

"Das hatte ich sowieso vorausgesehen", sagte Jerron.

"Prima" sagte Teria. "Hast du auch vorausgesehen, wie wir das alles wieder zurechtbiegen?"

"Natürlich nicht!" sagte er entrüstet. "Ich sehe nur, DASS wir es wieder hinkriegen. Aber ich habe keinen Schimmer, wie. Das heißt, ich sehe gerade - DUCKEN!"

Sie warfen sich alle drei platt gegen die Wand. In der nächsten Sekunde zischte der Dämon in einem Wahnsinnstempo über ihre Köpfe und zog einen Flammenschweif hinter sich her. Sie richteten sich auf und schauten ihm nach. "Was macht der da eigentlich?" fragte Teria.

"Ich bin nicht so sicher", sagte KeyKeeper, aber es sieht so aus, als würde er versuchen, an jedem einzelnen Punkt der Burg wenigstens einmal vorbeizukommen."

"Also DAS war die Vision", sagte Jerron und wurde plötzlich bleich. "Ich habe gesehen, wie die ganze Burg in eine andere Dimension gesaugt wird! Wir werden alle sterben!"

"Na, DAS hast du wohl hoffentlich nicht gesehen!" sagte Teria entsetzt.

"AAAAAAACHTUNG!!!!!"

Sie duckten sich wieder, und im nächsten Moment klatschte etwas Cusachförmiges neben ihnen gegen die Wand und blieb benommen liegen.

Nun waren sie immerhin zu viert, aber das half ihnen auch nicht.

"Wir müssen diese Assassinen unschädlich machen, bevor sie noch mehr Unheil anrichten!" stieß Cusach hervor. "Kommt mit!"

Takina pfiff ein fröhliches Liedchen, während er an der Decke entlanglief und gelegentlich über einen Kronleuchter hüpfte. Ihm machte die ganze Sache einfach Spaß. Er hatte zwar keine Ahnung, was mit der Schwerkraft passiert war, aber von ihm aus konnte das so bleiben. Gelegentlich hörte er ärgerliche oder ängstliche Rufe aus den Kammern der Ritter und des Gesindes; vermutlich kamen die Leute nicht mehr an ihre Türen heran, die unerreichbar weit über ihren Köpfen hingen. Takina kicherte. Ihn konnte nichts aufhalten. Zwar sahen die Gänge ein bisschen anders aus als gewohnt, aber dem Orientierungssinn eines Gobbos konnte so schnell keiner etwas vormachen. Gleich war er da, und dann hatte er endlich freien Zutritt zu den heiligsten und geheimsten Räumen der Burg: den Räumen des Drachenmeisters!

DtK hatte keine Mühe, mit dem Gobbo Schritt zu halten, zumal er sich nicht damit aufhielt, über Dinge zu hüpfen, die ihm in den Weg kamen. Was ihm in den Weg kam, lebte nicht einmal lange genug, um "AUA!" zu schreien. Ebenso wie Takina hatte DtK ein Ziel.

"Und du bist sicher, dass wir ihn so fangen?" sagte Lady Ulrike. Das Sprechen fiel ihr ein bisschen schwer, da ihr von der verkehrten /herumwirbelnden / sich drehenden Schwerkraft schon wieder speiübel war, und Urdeds Herumschwirrerei hielt sie zwar einigermaßen ständig am Fußboden, machte ihrem armen Gleichgewichtssinn jedoch nur noch mehr zu schaffen. Silvana schritt natürlich ruhig und majestätisch weiter. Lady Ulrike konnte nur hoffen, dass diese Pose bloß Schau war.

"Natürlich", sagte Silvana hoheitsvoll. "Die Kraft der Drachen -"

"Silvana, ich hab dich sehr lieb", röchelte Lady Ulrike, "aber wenn du noch einmal 'die Kraft der Drachen' sagst, erwürge ich dich! TU endlich was!!"

"Wir sind gleich da", sagte Silvana.

"Wo gehen wir denn überhaupt hin?"

"Zu den Drachen natürlich."

"Ach so", sagte Lady Ulrike schwach, "Natürlich. Wohin auch sonst." Dann wurde ihr RICHTIG schlecht.

"Sag mal", fragte der Atonale Attentäter, während der Dämon draußen am Fenster vorbeizischte wie ein angestochener Luftballon, "ich dachte, du kontrollierst ihn?"

"Dachte ich auch", murmelte der Asinine Assassine.

Weit entfernt, auf seiner jährlichen Ferienwanderung, fragte sich der DRACHENMEISTER, wie es wohl seinen geliebten Drachenrittern ging. Ach, dachte er vergnügt und voller Zuneigung, denen geht es gut. Denen geht es IMMER gut. Er schwang seinen Wanderstab und summte ein Liedchen, während er schwungvoll dem Sonnenuntergang entgegenschritt.

"Ja wie jetzt?" dachte sich der Dämon, als er über ein weiteres Grüppchen jämmerlich bibbernder Würmer hinwegfegte. "Und nun?"

Er war schon öfters aus seiner behaglich warmen niederhöllischen Kerkerdimension woandershin gerufen worden - stets von anmaßenden sogenannten "Magiern", die sich für mächtig genug hielten, ihm, ausgerechnet IHM!!! ihren Willen aufzuzwingen, pah!!! Nun ja, mit einigen von ihnen hatte er sich auf ein sogenanntes "Dschointwäntscher" zum beiderseitigen Vorteil (das hatte er in einem Wochenendseminar namens "Verkaufsstrategische Argumentationsmaßnahmen zum Seelenerwerb armseliger Würmer, Teil I" gelernt) geeinigt. Andere hatten sich jämmerlich gekrümmt vor ihm auf dem Boden gewunden, was ihn erheblich mehr amüsierte, aber zumindest hatten sie alle was von ihm gewollt!!

Aber jetzt sauste er mit dämonischer Geschwindigkeit durch die Gebäude dieser völlig durchgeknallten Dimension, ohne von irgendjemandem einen Auftrag erhalten zu haben. "Nicht mal für ne vernünftige Schwerkraft können die hier sorgen!" schnaubte er verächtlich. Langsam wurde ihm langweilig. Er wollte dringend wieder nach Hause. Ein Arme-Seelen-Hirn-Auflauf brutzelte im Ofen und außerdem hatte er gerade seine Unterhemden gebügelt, als er in diese Dimension gezogen wurde und er war sich nicht ganz sicher, ob er noch das Bügeleisen ausgeschaltet hatte...

Er wusste zwar genau, warum er gerufen worden war, aber wenn ihm niemand einen ausdrücklichen Auftrag gab, konnte er gar nichts tun, so war es im 3. Niederhöllischen Konzil von 1523 festgelegt.

"Wenn mir nicht bald jemand was befiehlt, geh ich wieder nach Hause. Mein Auflauf brennt sonst noch an, von meinen Unterhemden ganz zu schweigen."

Gelangweilt schoss er durch die Gänge der Burg, stets damit beschäftigt, die Launen der hiesigen Gravitation in seinem Flug auszugleichen und auf der Suche nach einem würdigen Beschwörer, der ihm die richtigen Worte sagen würde.

Er bog in einen weiteren Gang ein, den er noch nicht kannte.

Der Labile Leichenfledderer hielt kurz inne beim Leichenfleddern, als ihm der Maulfaule Meuchelmörder mit einem Zettel vor der Nase herumwedelte.

"Was willst du? Nerv mich nicht! Siehst du nicht, dass ich hier fleißig fleddere?" Doch als er das Siegel des Namenlosen Assassinen (zwei gekreuzte schwarze Dolche auf schwarzem Grund) auf dem Fetzen Papier sah, hielt er sofort in seinem Treiben inne und schnappte sich den Wisch ehrfurchtsvoll. "Sag das doch gleich, du maulfauler Penner!"

Der Maulfaule Meuchelmörder seufzte schicksalsergeben.

"Hör dir das an! Der Plan des Chefs ist geradezu genial!!! Dieser Asinine Arschkriecher ist nur viel zu früh aufgebrochen, bevor er noch genauere Instruktionen erhalten konnte. Diensteifriger Depp, das!!!"

Aufgrund der Anhäufungen von Alliterationen schüttelte der Maulfaule Meuchelmörder entnervt den Kopf und ließ mit einem deutlichen "Gnnnnnnnnnnhnn" verlauten, was denn nun eigentlich der ach so geniale Plan des Namenlosen Assassinen war.

"Das kann ich dir genau sagen", begann der Leichenfledderer. "Hör gut zu..."


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